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Tabuthema Unglückliche Elternschaft

In Österreich wurden gemäss Statistik Austria im Jahr 2020 83.493 Kinder geboren. Rund 10 – 15% der Frauen – rund 12 000 pro Jahr – stürzt dieses sogenannt freudige Ereignis in die Krise: Sie erleiden eine Postpartale Depression (umgangssprachlich auch oft als Postnatale Depression bezeichnet) oder gar eine Psychose. Postnatal bezieht sich auf das Kind und Postpartal auf die Mutter.

Auch Väter können daran erkranken. Trotzdem ist das Thema wenig bekannt. Die meisten Frauen und Männer leiden still. Im Druck des Umfelds, glücklich sein zu müssen, schämen sie sich ihrer Gefühle. Sie wissen nicht, dass sie an einer behandelbaren Krankheit leiden.

Das führt dazu, dass Betroffene oft auf grosses Unverständnis stossen und manchmal erst über Umwege zu angemessener Hilfe finden oder die Krankheit im schlimmsten Fall unentdeckt bleibt.

Die Selbsthilfegruppe Postpartale Depression Steiermark möchte dieses Thema enttabuisieren und Hilfe zur Selbsthilfe bieten.

Postpartales Stimmungstief oder Depression?

Zwischen 40 und 80 Prozent der Mütter leiden unter einem postpartalem/postnatalen Stimmungstief, auch „Heultage“ oder „Babyblues“ genannt (früher auch „Milchfieber“, weil es oft mit dem Milcheinschuss einhergeht). Es tritt wenige Tage nach der Geburt auf und verschwindet innerhalb von Stunden oder Tagen wieder, ohne dass eine Behandlung nötig ist.

Symptome sind Traurigkeit und Weinen, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Aggressivität, Verwirrtheit, Schlaf- und Appetitstörungen. Es handelt sich dabei um eine natürliche Reaktion auf die überwältigende Lebensveränderung, die mit der Ankunft eines Babys verbunden ist. Das postnatale Stimmungstief ist Teil eines Anpassungsprozesses auf ein neues Leben. Wichtig ist, dass das Umfeld verständnisvoll und geduldig reagiert und dafür sorgt, dass die Mutter möglichst viel Ruhe hat und viel Zuspruch bekommt. Ausserdem sollte sie darüber aufgeklärt werden, dass es sich um etwas ganz Normales handelt.

Die Symptome sind von denjenigen einer postpartalen Depression kaum zu unterscheiden. Der wesentliche Unterschied liegt in der Dauer dieser Symptome. Halten sie mehr als zwei Wochen an, besteht der Verdacht auf eine postpartale Depression. Ein stark ausgeprägtes Stimmungstief nach der Geburt erhöht das Risiko, an einer postpartalen/postnatalen Depression zu erkranken.

Es gibt zwei Grundformen postpartaler psychischer Erkrankungen: die Postpartale Depression und die viel seltenere Postpartale Psychose. Während die Psychose wegen der starken Persönlichkeitsveränderung der Betroffenen eine relativ offensichtliche Krankheit ist, ist eine Depression nicht so leicht zu erkennen – weder für Angehörige noch für die Betroffene selbst – und kann manchmal erst Monate nach der Entbindung auftreten.

Der Edinburgh-Fragebogen kann helfen, eine erste Einschätzung vorzunehmen. Nicht jedes Stimmungstief nach der Geburt muss gleich eine Depression sein.